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Mittwoch, 4. Dezember 2024
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Bild Lärchenwald
Lärchenwald im Val d'Anniviers (Wallis)
 

Waldgrenze und Baumgrenze

In den Zentralalpen liegt die Waldgrenze bei 2000 m ü.M. (im Wallis sogar bei 2500 m), in den Randalpen bei ca. 1500 m. Die Vegetation profitiert in den Zentralalpen aufgrund des geringeren Niederschlags von einer stärkeren Sonneneinstrahlung und kann deshalb in höheren Lagen wachsen als in den Kalkalpen. Die Baumgrenze wird auf natürlicher Weise dadurch bestimmt, dass ein Baum zum Wachsen ca. 100 warme Tage (Durchschnittstemperaturen ab 5,5°C) benötigt.

In den nördlichen Kalkalpen findet man vor allem Laub-Nadel-Mischwälder mit Tanne und Buche. Am Alpensüdrand sind bis ca. 1000 m Eichen und Kastanien beigemischt.

In den Zentralalpen wachsen eher Fichtenwälder, in trockenen Regionen auch Kiefernwälder. Im oberen Waldbereich der Zentralalpen dominieren Lärchen-Arvenwälder (Arve = Zirbe).

Bild Waldgrenze
Waldgrenze im Turtmanntal (Wallis)
 

Brandgefahr

Durch die verringerte Waldnutzung und Almwirtschaft in den südlichen Schweizer Alpen findet seit der Mitte des 20. Jh. eine zunehmende Verbuschung statt, die die Brandgefahr erhöht. Die Anzahl Waldbrände nimmt dort deutlich zu.

Fichte, Tanne und Kiefer

Der Kiefernwald ist in den Alpen auf die niederschlagsarmen Gebiete der Zentralalpen begrenzt. Die Kiefer überlebt nur dort, wo es für andere Baumarten zu trocken ist.

Die Tanne ist der natürliche Bestandteil des Bergwaldes in den Randalpen. Sie wurde aber seit Anfang des 19. Jh. durch menschliche Eingriffe wie Kahlschläge stark von der Fichte zurückgedrängt, die aufgrund ihres schnellen Wachstums bevorzugt aufgeforstet wird. Die Tanne ist jedoch wichtig für den Waldaufbau, denn sie ist weniger anfällig für Schäden als die Fichte, hat tiefere Wurzeln und ermöglicht die Entwicklung von Vegetation in ihrem Schatten. Heute ist man bemüht, artenreiche Bergmischwälder zu entwickeln. Diese sind stabiler gegen Windwurf und Lawinenabgänge und können ihre Schutzfunktion (z.B. gegen Erosion) besser erfüllen.

Bild Muotathal
Fichtenwald im Muotathal (Zentralschweiz) im Winter. Hier am Roggenloch
 

Wie unterscheidet man eine Fichte von einer Tanne?

Einfach eine Nadel abzupfen. Bleibt ein Hautschuppen an der Nadel hängen, ist es eine Fichte. Bleibt nur die Nadel in der Hand, ist es eine Tanne. Bei der Fichte hängen die Zapfen nach unten, während sie bei einer Tanne wie eine Weihnachtsbaumkerze aufrecht stehen.

Lärche und Arve

Die Lärche und die Arve wachsen im oberen Bereich der Waldstufe insbesondere in den niederschlagsarmen Zentralalpen. Beide Baumarten sind frostresistent und wachsen im gleichen Lebensraum.

Die Lärche (Larix decidua) ist der einzige europäische Nadelbaum, der seine Nadeln im Herbst abwirft und im Frühling neu austreibt. Sie ist ein typischer Pionierbaum, d.h. der erste Baum, der nach dem Rückzug eines Gletschers wächst.

Bild Lärche
Lärche
 

Die Arve oder Zirbe (Pinus cembra) wächst sehr langsam und kann 1000 Jahre alt werden. Die Nadeln der Arve wachsen in 5er Gruppen aus einem Kurztrieb.

 

Bild Arve
Nadeln der Arve in 5er Gruppen aus einem Kurztrieb

Zuerst die Lärche, dann die Arve

Wenn sich die Gletscher zurückziehen, wächst auf dem eisfrei gewordenen Talboden nach ca. 80 Jahren die Lärche. Nach 300 Jahren wird die lichtbedürftigte Lärche durch die schattentolerante Arve verdrängt. Nach 500 bis 800 Jahren ist der Wald ein Arvenwald geworden.

Bild große Arve
Arve oberhalb von Zermatt (Wallis)

Die Lärchensamen werden vom Wind verteilt, während die Arve einen heimlichen Helfer hat: der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes). Der Vogel versteckt die Arvensamen zwischen Steinen als Nahrungsreserve für den Winter. Ein Tannenhäher kann mehr als 10.000 Verstecke für Samen haben. Geschützt in den Verstecken können die vergessenen Arvensamen weit vom Mutterbaum entfernt wachsen.

Lärchenwiesen sind charakteristisch für die Zentralalpen. Sie entstanden durch Menschenhand vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Arven und Fichten wurden dort herausgeschlagen. Die Lärche ist gegenüber der Arve bei Waldbränden begünstigt, da sie eine dicke Borke hat und ihre Nadeln erneuern kann. Durch den Rückgang der Waldweide nimmt heute dennoch die natürliche Entwicklung wieder ihren Lauf: Lärchenwälder werden nach und nach durch Arven ersetzt.

Bild Arve -  Lärche
Lärche und Arve wachsen zusammen (Val d'Anniviers, Wallis)
 

Wanderungen im Bergwald

  • Tessin, Malcantone (zwischen Lugano und Monte Lema): Kastanienweg Arosio-Mugena-Vezio-Fescoggia-Arosio 5 Std – Wanderkarte 286 Malcantone

  • Tessin: Centovalli: Intragna 339 m – Monte di Comino. Zunächst durch Kastanienwald, dann Birken und Buchen zur Wiesenterrasse Monte di Comino 1150 m, 3,5 Std. Wanderkarte 276T Val Verzasca

  • Tessin, Valle Onsernone: Kastanienwald zwischen Loco 678 m – Passo della Garina 1076 m. Wanderkarte 276T Val Verzasca

  • Zentralschweiz, Bödmerenwald im Muotathal (Schwyz): zwischen Muotathal und Pragelpass. Einer der letzten drei Urwälder der Schweiz und mit 600 Hektar der Größte. Er besteht fast nur aus Fichten (bis 450 Jahre alt). Durch die zerklüftete Karstlandschaft konnte der Wald nie bewirtschaftet werden. Mehrere Touren möglich. Startpunkt in Fruttli oder am Pragelpass. Wanderkarte 246T Klausenpass (Pragelpass fehlt) oder lokale Karte 1:25.000 Muotathal.

  • Wallis, Aletschwald: lichter Lärchen-Arvenwald am Gletscherand in einem 410 ha Naturreservat. Wanderungen ab Riederalp (Pronatura Zentrum). Allerdings ist man dort selten allein: 50.000 bis 70.000 Besucher pro Jahr. Informationen im Pro Natura Zentrum Villa Cassel: http://www.pronatura.ch/aletsch/de/natur/aletschwald.html

  • Graubünden, Uaul Grond ("Großer Wald") bei Flims-Waldhaus an der Ruinaulta (Rheinschlucht) mit dem Caumasee (Lag La Cauma). Erika-Fichtenwald und Erika-Föhrenwald. Prospekt mit guter Tourenbeschreibung und vielen Erklärungen über den Wald zum Download: www.wald.gr.ch/download/ruinault.pdf - Wanderkarte 247T Sardona

  • Graubünden: Arvenwald God Tamangur bei S-charl (Unterengadin). Weitere Arvenbäume im Val Müstair, z.B. von Lü zum Pass da Costainas oder von Fuldera zur Alpe Sadra. Wanderkarte 259T Ofenpass

  • Wallis, Derborence (zwischen Les Diablerets und dem Rhone-Tal bei Conthey): Urwald L'Ecorcha, entstanden zusammen mit der Derborance-See nach einem Bergsturz im Jahr 1714 und einem zweiten im Jahr 1749. Wurde 1959 von Pro Natura gekauft. Kurze Wanderung ab Derborence. Wanderkarte 272 St.-Maurice

  • Wanderungen durch den Lärchenwald bzw. auf Lärchenwiesen sind besonders im Frühherbst (Oktober) reizvoll, wenn sich die Nadeln gelb färben. Einige Tipps:

    • Zwischen Airolo und Nufenenpass (Tessin)

    • Gebiet der Buffalorahütte (Calanca-Tal, Graubünden)

    • Lötschentaler Höhenweg (Südseite der Berner Alpen im Wallis)

      Bild kleine Arve
      Arve im Turtmanntal (Wallis)
       

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